R.I.P! Kutscherklause ! R.I.P Soziale Wärme !


Normalerweise schimpft. meckert, scherzt der Bembelzwersch hier ja auf derb Hessisch. Bei diesem Thema mach ich aber mal eine Ausnahme, weil es auch die Zugezogenen, neu Ostendler und jeden Anderen der in den, sogenannten, In-Stadtteilen lebt angeht.

Stellt Euch doch mal vor, ihr führt über 40 Jahre eine Gaststätte und eines schönen Sommermorgens flattert Euch ein Brief mit einem 2 Zeiler ins Haus. “ Hiermit Kündigen wir da bestehende Mietverhältnis zum 31.12.2015.“ ! Ende mehr nicht. Nun ist es ja so, das diese Kündigung durchaus nach Recht und Gesetz erfolgt. Das Recht nicht gleich richtig ist wissen wir ja auch alle. Schlimm aber ist, das es für diese Kündigung keinerlei miettechnischen, finanziellen oder sonstige Gründe gibt. Außer natürlich das der Hausbesitzer der Auffassung ist, er könnte höhere Mieteinnahme als bisher erziehlen. Aber da hätte man ja auch mal ein Gespräch drüber führen können.  Armseelig, oder ? Wie dem auch sei, das Kind ist in den Brunnen geschmissen worden un da liegt es nun. Und nun ? Tja, mit der Kutscherklause geht nun ein weiteres Stück gewachsener und durchaus gesunder Ostendkultur den Bach runter. Die letzte „Gaststätte“ des Ostends die traditionell ein Treffpunkt mit starkem Sozialem Bindungscharakter für die Anwohner rund um Zoo, Ostbahnhof und Hanauer-Landstraße/Sonnemannstraße war, verschwindet nun zum Jahresende. Wir reden hier nicht von einer Kneipe im Sinne von Pilsstube oder ähnlichem. Wir reden hier von einer Wirtschaft im besten Sinne, in der sich Familien mit Kindern genauso wohl und gut aufgenommen fühlen wie die Rentnerin von Nebenan. Wo dem Taxifahrern auch um 12 Uhr Nachts noch mal schnell ein Schnitzel in die Pfanne gehauen wird. Ein Ort an dem die Musikhochschüler und die Studenten der Frankfurt School of Finance ihr günstiges Mittagsmenue am gleichen Tisch mit Rentner und „gering Verdieneren“ essen. Vorbei ! Auch dieses integrative Element wird nun verschwinden zu Gunsten eines weiteren Neon/Chromkalten Bar-Restaurants das für viel Geld wenig bietet. Ja, ja is mir schon klar ! Die Zeichen der Zeit, Strukturwandel, bla bla bla …. ! Also dann, weiter auf dem Weg des Fortschritts! Und wer da nicht mitkommt, Pech gehabt. Wir leben ja schließlich im Zeitalter der Sozialen Netzwerke, wer braucht da schon noch reale Kontakte, Nestwärme, Menschlichkeit ?

Für unseren EFC bedeutet das natürlich auch einen tiefen Einschnitt. Auch wir verlieren unseren Treffpunkt. Nicht nur für das gemeinsame Fußball schaun, irgend wer aus dem Club war ja immer in der Kutscherklause anzutreffen, auch das Zwanglose austauschen, babbeln, auch mal über dies und das Diskutieren fällt erst mal flach. Da wurde so manches Problem das der eine oder andere hatte gelöst, oder zumindest konnte dieser oder jener eine nützlichen Tipp geben. Wir konnten zusammen Feiern und Grillen, hatten immer Gäste dabei, gerade auch Mitbürger aus „Nichtdeutschland“, sogar der eine oder andere Offenbacher, Kölner und sogar Niederländer war uns willkommen. Klar wir werden wieder etwas finden, welcher Wirt freut sich nicht über Gäste die für Umsatz sorgen mit dem sich sein Wahnsinnsteures Sky Abo wieder rechnet. Wir werden auch die finanziell nicht auf Rosen gebetteten Mitglieder weiterhin nach Kräften unterstützen. Aber was wird mit den Anderen Gästen die sich eben nicht die Preise der Chromtempel leisten können, die da schon mal gar nicht gern gesehen, geschweige denn Akzeptiert werden ? Die werden wohl weiter vereinsamen oder sich nur noch am Wasserhäusje treffen. Schönes neues Ostend ! Mir graut`s davor !

Ich kann nur hoffen, das denen die solche Entwicklungen vorantreiben und befürworten, irgendwann der ganze Mist den sie zu verantworten haben fürchterlich auf die Füße fällt. Aber das wird, erfahrungsgemäß nur ein Wunschtraum bleiben.

Es wird zwar nichts nutzen, aber möglicherweise regt es hier und da mal einen zum nachdenken an. Also teilt diesen Beitrag wenn möglich, die Hoffnung stirbt zuletzt!

So ihr Leut, das war mal der Bembelzwersch auf Hochdeutsch, abber kaa Angst, es nächste ma werds widder hessisch.

Also Gudde Leut bis dann Euern Bembelzwersch

p.s. Moni, einer der Wirtinnen der Kutscherklaus, wird versuchen die Tradition der Kutscherklause andernorts fort zuführen. Ich kann ihr und uns nur viel Glück wünschen.

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